
Welpen und Junghunde, warum frühes Training so wichtig ist
Die Welpen- und Junghundzeit ist die prägendste Phase im Leben eines Hundes. Ein frühes, gezieltes Training ist nicht einfach nur "nett zu haben", sondern absolut entscheidend für die Entwicklung eines ausgeglichenen, gut sozialisierten und lebenslang lernfähigen Hundes. Hier sind die wichtigsten Gründe, warum frühes Training so unverzichtbar ist:
1. Die sensible Phase optimal nutzen (Sozialisierungsphase)
Welpen durchlaufen eine einmalige sensible Phase (etwa bis zur 12.-16. Lebenswoche), in der ihr Gehirn besonders aufnahmefähig für neue Eindrücke ist.
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Was passiert? In dieser Zeit lernen sie, was in ihrer Welt "normal" und ungefährlich ist. Alles, was sie jetzt positiv kennenlernen, wird sie mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Leben lang nicht erschrecken oder ängstigen.
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Warum ist Training wichtig? Ein gezieltes Training in dieser Phase bedeutet vor allem kontrollierte Sozialisierung. Der Welpe lernt:
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Verschiedene Menschen: Kinder, Männer mit Bart, Menschen mit Hut, Senioren mit Gehstock.
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Umgebungen und Geräusche: Stadtverkehr, Aufzüge, rutschige Böden, Staubsauger, Silvesterknaller (aufgenommen).
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Andere Tiere: Artgenossen aller Größen und Rassen, Katzen, Pferde.
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Alltägliche Handlungen: Tierarztbesuche (Anfassen, Abtasten), Autofahren, Bürsten.
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Ein Welpe, der in dieser Phase positiv und vielfältig geprägt wurde, wird mit großer Wahrscheinlichkeit ein souveräner und angstfreier Erwachsener.
2. Richtiges Lernen von Anfang an – Gewohnheiten bilden sich früh
Was ein Hund einmal gelernt hat, muss er mühsam wieder verlernen. Es ist viel einfacher, von Beginn an die richtigen Gewohnheiten zu etablieren, als später schlechte Angewohnheiten zu korrigieren.
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Beispiel Leinenführigkeit: Ein Welpe, der von Anfang an lernt, dass an lockerer Leine laufen belohnt wird, wird nicht zum späteren "Leinenzieher".
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Beispiel Beißhemmung: Im Spiel mit Geschwistern und Menschen lernt der Welpe, seine Zähne zu kontrollieren. Dieses time-critical-Fenster schließt sich relativ schnell.
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Beispiel Stubenreinheit: Durch konsequentes Timing (sofort nach dem Schlafen, Fressen, Spielen nach draußen) lernt der Welpe schnell, wo sein "Geschäft" hingehört.
3. Die Bindung stärken – Sie werden zum sicheren Hafen
Frühes Training ist die beste Grundlage für eine tiefe, vertrauensvolle Bindung. Der Welpe lernt: "Mein Mensch ist fair, berechenbar und sorgt für mich. Bei ihm ist es sicher und lustig."
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Durch positive Verstärkung wird Lernen zu einem gemeinsamen, freudigen Spiel.
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Der Hund lernt, sich an seinem Menschen zu orientieren, auch in ungewohnten Situationen.
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Diese frühe Bindung ist das Fundament für einen zuverlässigen Rückruf und Kooperation im Alltag.
4. Geistige Auslastung fördert einen ausgeglichenen Hund
Welpen und Junghunde haben nicht nur körperlichen, sondern auch einen enormen geistigen Bewegungsdrang. Training ist die perfekte Auslastung.
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Kurze, positive Trainingseinheiten fordern das Gehirn und machen den Welpen müde und zufrieden – oft mehr als ein stundenlanger Spaziergang.
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Ein geistig ausgelasteter Hund ist weniger anfällig für Unfug aus Langeweile (Zerstören von Möbeln, etc.).
5. Die "Flegelphase" des Junghundes meistern
Mit etwa 5-9 Monaten kommt die Junghundephase (Adoleszenz). Hormone spielen verrückt, das Gehirn wird umgebaut, und der bisher so brave Welpe scheint alles Vergessene zu haben. Dies ist völlig normal!
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Warum frühes Training hilft: Ein Hund, der in der Welpenzeit ein solides Fundament gelernt hat, wird nach dieser Phase darauf zurückgreifen. Es ist, als ob Sie Geld auf ein Sparkonto eingezahlt haben, auf das Sie jetzt in einer finanziell schwierigen Zeit zurückgreifen können.
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Die in der Welpenzeit aufgebaute Bindung und Kommunikation hilft Ihnen, auch durch diese anstrengende Phase zu navigieren.
6. Vorbeugung von Verhaltensproblemen
Viele Verhaltensprobleme bei erwachsenen Hunden haben ihren Ursprung in der Welpen- und Junghundzeit.
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Angststörungen: Oft resultierend aus mangelnder oder negativer Sozialisierung.
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Leinenaggression: Kann entstehen, wenn ein Welpe nie gelernt hat, souverän mit Artgenossen umzugehen, oder wenn er an der Leine frustriert.
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Ressourcenverteidigung: Kann vorgebeugt werden, indem der Welpe von Anfang an positives "Tauschen" lernt.
Frühes Training ist also die beste und effizienteste Form der Problem-Prävention.
Fazit
Investition in das Training eines Welpen oder Junghundes ist eine Investition in die nächsten 10-15 Jahre gemeinsamen Lebens. Es geht nicht darum, dem kleinen Hund schon perfekten Gehorsam beizubringen, sondern ihm ein starkes Fundament mit auf den Weg zu geben: Selbstvertrauen, Sozialkompetenz, Freude am Lernen und ein blindes Vertrauen zu seinem Menschen. Ein guter Welpenkurs lehrt weniger den Hund, sondern in erster Linie den Menschen, seinen Hund zu verstehen und richtig zu führen.