
Welche Methoden gibt es?
Hier ist ein Überblick über die gängige Methoden des Hundetrainings:
1. Positive Verstärkung (Positiv verstärkendes Training)
Dies ist die heute von den meisten modernen Trainern, Verhaltensberatern und Tierärzten empfohlene Methode.
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Prinzip: Erwünschtes Verhalten wird belohnt, sodass der Hund es häufiger zeigt. Unerwünschtes Verhalten wird ignoriert oder durch ein alternatives, erwünschtes Verhalten ersetzt.
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Werkzeuge: Leckerlis, Spielzeug, Lob, Zuneigung (was der Hund als Belohnung empfindet).
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Vorgehen:
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Der Hund bietet ein Verhalten an (z. B. setzt er sich hin) und erhält sofort eine Belohnung.
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Mit Markersignalen (Clicker oder Markerwort wie "Ja!") wird der exakte Moment des richtigen Verhaltens markiert, damit der Hund es genau versteht.
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Vorteile:
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Stärkt die Bindung zwischen Mensch und Hund.
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Macht dem Hund Lust zu lernen und fördert die Eigeninitiative.
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Vermeidet Angst, Stress und Aggression.
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Ist sehr effektiv und nachhaltig.
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2. Negative Strafe
Oft fälschlicherweise mit "Strafe" gleichgesetzt, ist diese Methode ein wichtiger Bestandteil des modernen Trainings und das Gegenstück zur positiven Verstärkung.
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Prinzip: Etwas Angenehmes wird weggenommen, um ein unerwünschtes Verhalten zu beenden.
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Beispiele:
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Der Hund springt an einem hoch, um Aufmerksamkeit zu bekommen → Der Mensch dreht sich weg und entzieht die Aufmerksamkeit.
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Der Hund wird an der Leine ruckartig, weil er etwas Spannendes sieht → Der Mensch bleibt stehen und entzieht so die Möglichkeit, weiterzulaufen (die Belohnung "Vorwärtskommen" wird entzogen).
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Vorteile: Es wird stressfrei und klar kommuniziert, welche Verhaltensweise nicht zum Ziel führt.
3. Ausgleichsorientierte Methoden (Gemischt)
Diese Methoden kombinieren Belohnungen für erwünschtes Verhalten mit aversiven (unangenehmen) Reizen für unerwünschtes Verhalten. Die Bandbreite ist hier sehr groß.
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Prinzip: "Tue das, was ich will, und du wirst belohnt. Tue das, was ich nicht will, und es wird unangenehm."
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Werkzeuge: Belohnungen wie Leckerlis, aber auch Korrekturen durch Leinenruck, den Einsatz von Würge- oder Stachelhalsbändern, Elektroreizgeräte (Teletakt), Scheltrufe.
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Kritik: Die aversiven Methoden bergen Risiken:
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Sie können Angst, Stress und Aggression auslösen oder verstärken.
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Der Hund lernt oft nicht, was er tun soll, sondern nur, was er lassen soll, um die Strafe zu vermeiden.
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Sie können die Mensch-Hund-Beziehung nachhaltig schädigen.
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Der Einsatz von Stachelhalsbändern und Elektroreizgeräten ist in vielen Ländern (z. B. in Deutschland, Österreich und der Schweiz) stark reglementiert oder verboten.
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4. Klassische Konditionierung (Auch bekannt als "Pawlow'sche Konditionierung")
Diese Methode wird weniger für Kommandos wie "Sitz" oder "Platz" genutzt, sondern eher zur Beeinflussung von Emotionen und zur Verhaltenstherapie.
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Prinzip: Ein neutraler Reiz wird mit einem bedeutsamen Reiz gekoppelt, bis der neutrale Reiz alleine die gleiche Reaktion auslöst.
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Berühmtestes Beispiel: Pawlows Hund: Der Glockenton (neutraler Reiz) wird mit Futter (bedeutsamer Reiz) gekoppelt. Irgendwann löst der Glockenton allein das Speicheln aus.
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Moderne Anwendung:
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Gegenkonditionierung: Ein Hund, der Angst vor anderen Hunden hat, sieht einen Artgenossen in der Ferne und bekommt gleichzeitig sein Lieblingsleckerli. Der Hund lernt: "Anderer Hund = Gutes passiert" und ändert seine emotionale Reaktion.
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Markerwort/Clicker: Der Click (neutraler Reiz) wird mit der Belohnung (Leckerli) gekoppelt, bis der Click allein die positive Reaktion auslöst.
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5. Spezifische Trainingsansätze und -philosophien
Auf Basis der oben genannten Methoden haben sich verschiedene Ansätze entwickelt:
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Clickertraining: Eine sehr präzise Form der positiven Verstärkung, bei der ein Clicker als Markersignal verwendet wird.
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Markertraining: Wie Clickertraining, aber mit einem Markerwort (z. B. "Ja!" oder einem Zungenclick) statt eines Clickers.
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Arbeit mit der Schleppleine: Ermöglicht dem Hund mehr Freiheit, während der Mensch noch die Kontrolle behält und Rückruf üben kann.
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Target-Training: Der Hund lernt, mit einem Körperteil (meist der Nase oder der Pfote) ein Target (Zielobjekt) zu berühren. Dies ist eine Grundlage für viele Tricks und sogar medizinische Untersuchungen.
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Shaping (Formen): Der Hund wird schrittweise an ein komplexes Verhalten herangeführt. Jede kleine Annäherung an das Zielverhalten wird belohnt.
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Natural Dog Training / Jagdliches Motivationstraining: Baut auf den angeborenen Trieben des Hundes (wie Jagd- oder Beutetrieb) auf, um Verhalten zu motivieren und zu kontrollieren.
6. Wissenschaftlich fundierte Methoden (Moderne Hundeerziehung)
Dies ist weniger eine einzelne Methode, sondern ein Überbegriff für einen ethischen und effektiven Ansatz, der auf den Erkenntnissen der Verhaltensbiologie und Lernpsychologie basiert.
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Grundlage: Operante und klassische Konditionierung.
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Fokus: Verstehen, warum ein Hund ein bestimmtes Verhalten zeigt (Ursachenforschung), anstatt nur das Symptom zu unterdrücken.
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Werkzeuge: Ausschließlich positive Verstärkung und negative Strafe (also die Methoden aus Punkt 1 und 2). Aversive Methoden werden abgelehnt.
Fazit und Empfehlung
Die moderne, wissenschaftlich fundierte Hundeerziehung setzt klar auf Positive Verstärkung in Kombination mit Negativer Strafe. Dieser Weg ist nicht nur besonders tierfreundlich und beziehungsfördernd, sondern auch langfristig der effektivste, um einen zuverlässigen, freudig mitarbeitenden und psychisch gesunden Hund zu erziehen.
Bei der Wahl eines Hundetrainers ist es ratsam, darauf zu achten, dass dieser nach diesen modernen, gewaltfreien Prinzipien arbeitet. Fragen Sie nach seiner Philosophie und welchen Methoden er folgt. Ein guter Trainer wird niemals Gewalt, Einschüchterung oder Schmerz als Erziehungsmittel einsetzen.